Wie alles begann - Masken Nähen für Las Torres

 

Die Idee dazu entstand Ende April, als klar war, dass das Tragen von Mund-Nasenschutz eine wichtige und wirksame Schutzmaßnahme ist.

 

Ich begann zu überlegen, dass ich es ja mal probieren könnte, selbst einen solchen Mundschutz zu nähen.

 

Und ich dachte, wenn es nun schon gut ist, einen Mund-Nasenschutz zu tragen, dann könnte ich doch auch einer sein, der wenigstens ein bisschen bunt und schön aussieht.

 

Ich erinnerte mich, dass ich in irgendwelchen verborgenen Tiefen noch Stoffreste haben muss – Reste aus meinen diversen Nähprojekten aus den 90er Jahren. Tatsächlich fand ich die Kiste und war erstaunt, wie viele verschiedene Stoffreste noch da waren. Jedes Stückchen Stoff war verbunden mit einem Stück, das ich mal genäht hatte – Teekannenwärmer aus afrikanischem Stoff, ein Barbi – Abendkleid aus einem Blümchenstoff von IKEA, Stoff von verschiedenen leichten Hosen… Fast jeder Stoff brachte eine besondere Erinnerung mit sich.

 

Nun sollten Masken daraus werden. Meine Freundin und ehemalige Kollegin Sybille schickte mir ein Schnittmuster und nachdem ich mir in einem U-Tube Video angesehen hatte, wie das mit dem Burda-Schnittmuster für den Mundschutz funktionieren soll, begann ich mein Werk. Sogar Gummilitze hatte ich in Neu-Isenburg im Wollladen gefunden - das letzte Päckchen, das es dort noch gab.

 

Am 2. Mai waren sie dann fertig, meine ersten 5 Masken im African Style. Auch wenn ich ansonsten nicht sehr auf Facebook aktiv bin, so fand ich es diesmal doch eine nette Idee, ein Foto meiner Handarbeit mit folgendem kleinen Kommentar zu posten: Heute habe ich die Nähmaschine mal wieder in Betrieb genommen. Mund-Nasen-Schutz mit afrikanischem Design.

 

Es gab gleich richtig viele Reaktionen und ein Freund schrieb, ob er davon auch welche kaufen könne. Das war eine Überraschung und ich schrieb ihm, dass er gern welche bekommen kann. Ich überlegte, dass ich jede Maske für 5 Euro abgebe und das Geld für unser Kinderprojekt Las Torres in Venezuela sammeln könnte. 

 

Nachdem ich nun angefangen hatte, machte es richtig viel Spaß die vielen unterschiedlichen Stoffe aus meiner Restesammlung daraufhin anzuschauen, welche sich auch für Masken eigenen könnten.

 

Unser Wohnzimmer wurde zum Nähzimmer, und ich nähte an den freien Tagen oder abends. Und natürlich musste ich meine Werke dann auch zeigen – und sie fanden schnell Anklang. Anfangs brachte ich meine kleine Auswahl an Masken mit in die Johannesgemeinde und zeigte sie dort einzelnen. Unsere Kirchenmusikerin wurde zu einer großen Abnehmerin, und auch einige Frauen aus dem Kirchenvorstand. Sie liefen sozusagen Modell für mich und die Nachfrage stieg.

 

In der Johanneskirche steht nun im Eingangsbereich ein Stehtisch und es liegen verpackte Masken in unterschiedlichen Größen darauf. Jeder und jede kann sich die Masken einfach wegnehmen und 5 Euro ins Körbchen legen. Und auch das funktioniert wunderbar. Beinahe jeden Morgen nach der offenen Kirche findet sich Geld im Körbchen und die Masken auf dem Tisch sind wieder weniger geworden. Auch im Weltladen liegen meine Masken nun aus und finden viel Zuspruch. Es läuft weiter, das Projekt mit den Masken in Neu-Isenburg. Und manchmal erledige ich inzwischen sogar Auftragsarbeiten wie die Masken mit den Bordercollies oder die Mohnblumen-Masken. Inzwischen habe ich den Überblick verloren, wie viele Masken ich genäht habe.

 

Für mich war es in dieser besonderen und doch auch sehr angespannten Zeit der Corona-Pandemie eine kleine Möglichkeit, etwas beizutragen dazu, dass Menschen das Gefühl haben, es ist gut, eine Maske zu tragen. Und auch etwas für unser Kinderprojekt in Venezuela zu tun, wo die Situation ganz besonders schwer ist. Und Das Nähen hat mir selbst auch gutgetan. Etwas mit meinen Händen zu tun half mir, mit den vielen Anspannungen dieser Zeit anders umzugehen.

 

Mechthild Dietrich-Milk